Die verschiedenen Zyklusphasen bringen unterschiedliche Energien mit sich und werden den verschiedenen Jahreszeiten, Mondphasen, Doshas und Elementen und den Energiequalitäten Yin und Yang zugeordnet. Was es damit auf sich hat erfährst du jetzt.
Kurzer Exkurs: Doshas sind die Körperkonstitutionen nach den Lehren des Ayurveda. Yin & Yang spiegelt die Dualität der im Körper herrschenden Energien wieder. Yin steht für die weibliche, dunkle, sanfte, kühle, empfangende Energie, Yang für die männliche, aktive, erhitzende, gebende, kraftvolle Energie. Dazu folgen aber in Kürzere weitere Beiträge.
Der weibliche Zyklus startet am 1.Tag der Menstruation, zur Vereinfachung gehen wir zunächst auf die Follikelphase ein, welche ca. ab dem 3.-7. Tag eines Zyklus beginnt, genau genommen an dem Tag an dem deine Menstruation endet, denn die Follikelphase beginnt unmittelbar danach. Die Follikel reifen in den Eierstöcken heran und die Hormone sind auf Fortpflanzung ausgerichtet, die solare Energie nimmt zu, wir bekommen Lust raus zu gehen, zu erschaffen, zu empfangen und uns zu bewegen. Deswegen ist dieser Phase auch der Frühling als Jahreszeit zugeordnet. Wir besitzen viel Energie und Kraft, sind stärker nach außen orientiert. Wir wirken auf andere attraktiver und verspüren dass die sinnliche Lust ansteigt. Dies ist meistens eine Zeit, in der wir viele gute Ideen entwickeln können, in der es ideal ist Pläne zu schmieden und unsere Ziele in die Tat umzusetzen, denn es herrscht das Dosha Kapha, welches uns Struktur und Konzentration schenkt. Wir fühlen uns zufrieden. Die Follikelphase wird auch dem zunehmenden Mond zugeordnet, die Yang-Energie steigt an, man sagt, dass alle aufbauenden Maßnahmen, alle nährenden und stärkenden Aktionen auf den Körper doppelt so gut wirken, positive Energien können besser gespeichert werden, das Selbstbewusstsein nimmt zu.
Die seit Frühling vorherrschende Yang-Energie findet ihren Höhepunkt in der Zeit um den Eisprung. Körperlich führt der abrupte Anstieg von follikelstimulierenden und vor allem luteinisierenden Hormonen zum Springen eines Follikels, dieser entlässt die Eizelle, welche sich auf Wanderschaft in den Eileiter macht und hofft von einem Spermium befruchtet zu werden. Unser Gebärmuttermund ist weiter oben, fühlt sich weit und leicht geöffnet an und unser Gebärmutterhals produziert meist klaren spinnbaren Zervixschleim. Es ist der Höhepunkt der solaren Energie, der Aktivität und Schaffenskraft erreicht. Es ist die Zeit des inneren Sommers, denn im Sommer sind die Tage länger und wärmer, man trifft sich draußen, in Gesellschaft, kommt zusammen um gemeinsam die Freude am Leben zu genießen. Und so sind wir Frauen in dieser Phase auch mehr nach außen orientiert. Diese Phase wird auch dem Vollmond zugeordnet, es ist die Zeit der Fülle in der wir uns energiegeladen, aktiv und erleuchtet fühlen. Es ist der Höhepunkt unserer Fruchtbarkeit, unseres Selbstbewusstseins und unserer Ausstrahlung erreicht, wir fühlen uns meistens zufrieden, stabil und entspannt und ruhen häufig in uns. Dies lässt sich unter anderem durch das Kapha-Dosha erklären. Kapha schenkt uns in dieser Phase jedoch nicht nur Stabilität und Struktur, ihm wird auch ein gutes Immunsystem zugeschrieben, dies zeigt sich daran, dass unsere Abwehrkräfte in dieser Phase meist bis kurz vor dem eigentlichen Eisprung am stärksten sind. Kapha wird neben unsere Potenz, die Schmierung (der Gelenke) zugeordnet, weswegen wir uns meist flexibler fühlen, dies lässt sich mit dem erhöhten Östrogenspiegel erklären, denn dem Östrogen wird nachgesagt, dass es Sehnen und Bänder flexibler macht. Doch nicht nur körperlich sondern auch geistig fühlen wir uns flexibler, wir sind nicht so in unseren Gedanken verharrt und können uns leichter auf Menschen einlassen. Im ausgeglichenen Zustand überwiegen Emotionen der Liebe, Ruhe und Gelassenheit, der Kraft, Stabilität und Geduld. Gerade jetzt fühlen wir uns mit unserem Herzzentrum verbunden, können leichter Gespräche führen, was auch damit zu tun haben könnte, dass Gehirnbereiche, die für unsere Sprachkompetenz zuständig sind aktiver ist. Passe auf, dass du dich jedoch nicht zu schwer fühlst und in der Festigkeit verharrst, vor allem wenn das Kapha Dosha bei dir sowieso dominanter ist, bleibe aktiv und schenke dir gerne mehr Bewegung in deinem Alltag. Doch hier ist es passend, dass sich das Pitta-Dosha mit einmischt, denn dadurch können wir uns in dieser Phase auch an herausfordernden Asanas austoben und uns ganz verspielt durch die verschiedenen Yogastile wagen und unseren eigenen Flow finden. Praktiziere gerne aktive Rückbeugen, die deinen Herzraum öffnen, dynamische Bewegungsabläufe, wie z.B. Sonnengruesse und baue frei fließende Bewegungen mit ein, vielleicht lässt du im Vierfüßlerstand die Hüfte kreisen, baust Wellenbewegungen ein oder lässt deine Yogapraxis zu deinem ganz eigenen Tanz werden. Spüre die Verbindung deines Herzraums und deines Schoßraums und bringe alles ins Fließen. Die Hormone, die so positiv auf die Stimmung schlagen, machen sich auch im Geist bemerkbar und plötzlich ist viel mehr möglich, lass es dir egal sein was andere denken und bewege dich wie es dir dein Herz sagt, probiere gerne alle möglichen Asanas aus und komme in deinen ganz eigenen Flow.
Nach dem Vollmond kehren sich die Energien wieder um, wir treten in eine Phase mit mehr Yin Energie ein, es folgt die Lutealphase. Zunächst kannst du die restliche Pitta-Energie noch nutzen um angefangene Projekte zu Ende zu bringen. Doch sei achtsam mit dir, denn wir können dazu neigen in dieser Zeit emotionaler und aufgeregter zu reagieren. Wut und Trauer können schneller Einzug finden, vor allem wenn wir nun weiter funktionieren wollen wie bisher und nicht auf unseren Körper hören. Dann kann das Feuer in uns typische PMS-Symptome auslösen: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Hautunreinheiten, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Wassereinlagerungen oder Innere Unruhe, um nur einige der vielen Beschwerdebilder zu nennen. Hier kann es helfen entspannende, erdende, balancierende, kühlende und ausgleichend wirkende Asanas und Atemübungen in deine Yogapraxis zu integrieren. Der Östrogenspiegel fällt im Vergleich zur Follikelphase stark ab und Progesteron ist nun das Hormon welches in dieser Zyklusphase dominieren sollte. Wir bemerken oftmals einen Abfall unserer körperlichen und mentalen Energie, sind stärker nach innen orientiert, mehr auf uns fokussiert. Diese Phase ist besonders wichtig, um mit der inneren Stimme in Kontakt zu treten. Wir können spüren, was wirklich wichtig ist, was uns gut tut, was wir uns aus tiefstem Herzen wünschen und was eventuell falsch läuft. Wir verspüren das Bedürfnis nach Ruhe, Entspannung und Erholung und sind eventuell sogar anfälliger für Krankheiten, wenn wir weiterhin Dingen nachgehen die uns nicht erfüllen. Wir träumen intensiver und können einen leichteren Zugang zu unserem Unterbewusstsein herstellen. Wir treten symbolisch ein in die Phase des abnehmenden Mondes, die inneren dunklen Anteile in uns werden uns offenbart. Wir verspüren den Wunsch uns zurückzuziehen und loszulassen, die lunare Energie ist aktiv. Die Sensibilität kann stark ansteigen, Emotionen werden intensiver gefühlt. Es ist wichtig, dass wir erkennen, dass wir uns diese Auszeit, diese Zeit zum Regenerieren, Reflektieren und Fühlen nehmen dürfen. Denn auch die Natur erkennt, wann es Zeit ist sich zurückzuziehen, die Bäume beginnen im Herbst ihr Chlorophyll in den Blättern abzubauen und die Nährstoffe einzuspeichern, die Blätter verfärben sich, verlieren ihre Lebenskraft, sinken hinab, um im Frühling wieder in voller Pracht auszutreiben. Diese Zyklusphase ist spirituell betrachtet die Zeit des Reflektierens, der Bewertung und des Nachdenkens, in der unsere Kreativität und Intuition am stärksten sind. Es ist wichtig, dass wir lernen, unseren eigenen Körper wahrzunehmen, ihn zu spüren, ihm mit Achtsamkeit zu begegnen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Bewegungen oder Atemübungen unserem Wohlbefinden nutzen und welche uns eher Unbehagen bereiten. Jede Frau ist einzigartig und genauso können auch bestimmte Asanas für manche Frauen hilfreich sein und sich für andere einfach „falsch“ anfühlen. Und so ist auch die Sensitivität jeder Frau ganz individuell, manche spüren mehr oder weniger die Fluktuationen der Hormone im Zyklus, einige erleben in der gesamten Phase einen enormen Leidensdruck wegen auftretenden PMS-Symptomen, andere wiederum spüren sie gar nicht oder nur einen Tag vor ihrer Menstruation. Die PMS-Symptome können für sich noch einmal in die unterschiedlichen Dosha-Typen unterteilt werden und so gibt es auch für die verschiedenen Beschwerden unterschiedliche Asanas und Atemübungen die empfohlen werden.
Um auftretenden PMS-Symptomen präventiv Einhalt zu gewähren, kann eine gesunde Lebensweise eine große Rolle für das eigene Wohlbefinden spielen. Es ist ratsam die Leber in ihrer Tätigkeit als entgiftendes, hormonabbauendes Organ zu unterstützen, zum Beispiel mit dem Integrieren von viel grünem Blattgemüse, Löwenzahntee oder mit Hilfe von Leberwickeln. Zudem ist es ratsam auf alle entzündungsfördernden Nahrungsmittel, wie stark verarbeitete, erhitzte, zuckerhaltige Speisen und Getränke, Koffein und Alkohol zu verzichten. Auch eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist empfehlenswert, da der Körper diese für die Hormonsynthese des neuen Zyklus benötigt und sie im Körper antientzündlich wirken.
Körperlich fallen kurz vor der Menstruation die Progesteron- und Östrogenspiegel in den Keller, weswegen viele Frauen eine Einschränkung in ihrer Flexibilität zu verzeichnen haben, andere hingegen verspüren gegen Ende des Zyklus eine gesteigerte Flexibilität, was auf das Hormon Relaxin zurückgeführt werden kann, es ist dafür verantwortlich, dass Bänder der Beckenmuskulatur gelockert werden, kann jedoch auch auf andere Bänder und Sehnen im Körper wirken und ihn so destabilisieren. Übe dich in Achtsamkeit, überfordere deinen Körper nicht und achte darauf dich nicht zu Überdehnen, da es sonst zu Verletzungen kommen kann.
Sie stellt eine innere Reinigung auf körperlicher, spiritueller und energetischer Ebene dar. In dieser Zeit wirkt die lunare Energie, sie wird dem Winter und dem Vata-Dosha zugeordnet. Denn es ist eine Zeit der Dunkelheit und Kälte, die Yin-Energie erreicht ihren Höhepunkt, wir fühlen uns oft müde und kraftlos. So wie der Körper sich von "Dingen" löst, die er nicht mehr braucht, können wir diese Zeit nutzen um Loszulassen. Sich zu verabschieden von Dingen die ihr nicht gut tun. Zudem kann es als eine Zeit des Rückzugs angesehen werden, sich eine Pause vom Alltag zu schenken, einen Moment des Innehaltens wahrzunehmen. Es ist wichtig auf seinen eigenen Körper zu hören. Leider wird es in unser westlichen auf Leistung orientierten Gesellschaft meist als Hindernis gesehen zu menstruieren, da in dieser Zeit des Rückzugs sich die Produktivität und Arbeitsbereitschaft nicht auf dem höchsten Level befindet, es findet sich kaum Verständnis für diese Zeit bzw. gilt die Menstruation sogar eher als ein Tabu-Thema, dass man am liebsten verschweigt. Nicht umsonst ist die Menstruation gerade bei Arbeitgebern kein gern gesehenes Thema, da die sehr verbreiteten und häufigen Unterleibskrämpfe die Arbeitskraft drosseln. Viele Frauen fühlen sich in ihrem Körper während der Menstruation zudem unwohl, was dazu führen kann weniger Körperkontakt und Nähe zuzulassen. Lass hier aufkommende Gefühle gerne einfach mal zu und beobachte wie gut es deinem Körper tun kann wenn er von dir gespürt wird, die aufgestauten Emotionen gelebt werden dürfen. Es kann sinnvoll in dieser Phase des Zyklus sein, sein Leben und seine Gewohnheiten zu reflektieren. Fühlen wir uns durch etwas überlastet, gibt es Dinge, die uns unglücklich machen oder Sorgen bereiten, Dinge, von denen wir uns besser lösen sollten, vielleicht eine Beziehung die uns nicht mehr gut tut. Diese unbearbeiteten Themen könnten bei Beschwerden rund um die Menstruation auch eine Rolle spielen. Im Ayurveda wird die Ursache der Beschwerden in einem Ungleichgewicht der Energien, besser gesagt der Doshas vermutet. Das kann der Fall sein wenn Vata sowieso bereits erhöht ist. Hier können dir Wärme, Massagen mit Sesamöl (wirkt wärmend) und gerne passenden schmerzlindernden oder hormonbalancierenden ätherischen Ölen, Ruhe, nach Innen schauen, Reflektion und kreativ & träumerisch sein, dabei helfen dieses Ungleichgewicht zu lösen Bestimmte Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittel können helfen dich in dieser Phase zu unterstützen, dazu zählt bevorzugt warmes Essen (wegen dem dominierenden Vata) & Adaptogene, wie Ashwaganda zu sich zu nehmen. Aber auch Ingwer, verschiedene Wurzelgemüse und Frauenkräuter, wie Frauenmantel und Schafgarbe können Linderung bei etwaigen Beschwerden lindern. Bei starken Unterleibsschmerzen und dauerhaft anhaltenden Problemen während der Menstruation ist es jedoch immer sinnvoll mit Hilfe eines Therapeuten bzw. einer Therapeutin oder Arztes bzw. Ärztin abzuklären, dass keine Krankheiten, wie beispielsweise Endometriose ursächlich für die Beschwerden sind. Wenn wir uns nicht danach fühlen sollte auf klassische "Sportübungen" verzichtet werden und der Körper eher durch gezielte schmerzlindernd wirkende Asanas oder Entspannungsübungen unterstützt werden. Dazu zählen Asanas, die erdende, beruhigende, ausgleichende und wärmende Eigenschaften besitzen, wie z.B. der liegende Schmetterling. Ein sehr positiver Aspekt dieser Phase ist, dass wir uns unseren tiefsten Wünschen und unserem Herzen näher fühlen, nutzte diese Phase um deiner Fantasie freien Lauf zu lassen und deine Träume zu visualisieren, sie zu manifestieren und einen Neuanfang zu starten. Nicht umsonst wird der Menstruation als Mondphase dem Neumond zugeordnet, dieser kennzeichnet einen Moment des Innehaltens, einen Stillstand voller Sinneswahrnehmung, eine Zeit des Durchatmens und des Neubeginns, denn kurz darauf folgt eine Phase der Neu-Orientierung, des Aufbaus und der Zuversicht. Dies ist damit die ideale Zeit, um neue Projekte und Vorhaben zu planen, neue Ziele festzulegen und so deinem Herzenswünschen ein Stück näher zu kommen. Physiologisch ist die Entgiftungsbereitschaft des Körpers in dieser Phase am stärksten. Weswegen es heilsam sein kann vor und zu Neumond-Tagen dem Körper Zeit zum Loslassen und entschlacken zu geben. So gilt in der Yogatradition der Neumond (neben dem Vollmond) als einer der zwei Mond-Fastentage, auch Ekadasi genannt, an denen das Fasten empfohlen wird, da dies besonders reinigend auf den Organismus wirken soll.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass es wirklich enorm wichtig ist immer auf den eigenen Körper, auf das eigene Bauchgefühl/die Intuition zu hören, denn jede Frau, jeder Zyklus, jede Phase, jeder Tag ist einzigartig und birgt das Geschenk des Neuanfangs. Ich sehe es als ein Wunder an, dass wir jeden Monat diese Phasen mit all ihren Facetten nutzen können, um kreativer zu sein, zu wachsen, uns mehr mit unserem Körper zu verbinden, Ruhe und Entspannung zuzulassen, uns immer mehr mit unserer inneren Wahrheit und Natur zu verbinden und unsere Herzenswünsche in Erfüllung zu bringen. Und selbstverständlich kann es auch mal vorkommen, dass man sich auch zur Zeit des Eisprungs nicht fit oder sportlich aktiv fühlt. Das wundersame ist, dass unser Körper mit uns spricht und uns mitteilt, wenn ihm etwas zu viel wird, wir müssen nur lernen unserer eigenen Körperweisheit wieder zu lauschen und zu vertrauen. Früher konnte ich mir kaum vorstellen mich auf meine Menstruation zu freuen, doch mittlerweile entwickelt sich tatsächlich eine gewisse Vorfreude darauf, weil ich weiß, was mir in welcher Phase gut tut und was mir mein Körper mit welchen Signalen sagen möchte. Wie ist das bei dir, kannst du dich auf deine Menstruation freuen? Wie ist dein Verhältnis zum Thema Menstruationszyklus?
PS: Auch wenn du keinen Menstruationszyklus mehr hast (Menopause, Amenorrhoe, Hysterektomie) kannst du dich mit den rhythmischen Dynamiken unserer weiblichen zyklischen Natur verbinden, indem du mit den Mondphasen lebst und deine Yogapraxis auf diese anpasst.